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Immer auf die Kleinen: Demonstration der Bauarbeiter – Forza Unia

Am Samstag, den 22. September 2007, hatte ich volles Programm: Zuerst Standaktionen mit Unterschriften sammeln an zwei Orten. Dann an den Energiegipfel der SP Schweiz nach Dübendorf – ja – es braucht eine starke SP für den ökologischen Umbau – weil wir überall vertreten sind – in den Gemeinden, in den Kantonen, in der Verwaltung und im Bund. Es hat mich irgendwie frustriert, weil seit 30 Jahren die gleichen Forderungen auf dem Tisch liegen. Dann wollte ich an die Velodemo.

Auf diesem Weg kam ich am Helvetiaplatz vorbei. Dort spielte eine Rockband italienischen Powerrock. Super. Hunderte von oft (körperlich) kleinen Bauarbeitern schauten zu und säumten die Stauffacherstrasse. Alle in orangeroten UNIA T-Shirts und den passenden Käppis. So viele kleine Männer, Portugiesen, Spanier, Italiener, Albaner, Kosovaren, wasweissichwoher, standen da; solche, die jeden Tag im Graben stehen und körperlich anstrengende Arbeit verichten. Tag ein, Tag aus. Arbeit, die kein Schweizer machen will. Knallhart. Ich weiss wovon ich rede. Ich hatte, um mein erstes Studium zu finanzieren, auf dem Bau gearbeitet, Eisenlegerin war ich – Monate lang – für damals in den 80er-Jahren 18.- Fr. die Stunde. Aber ich wusste immer: das muss ich nicht mein Leben lang machen – und war froh darüber. Meine Privilegiertheit manifestierte sich in meinen vom Rost des Eisens gebogenen Finger.

Da standen sie nun, die die das ein Leben lang machen. Vor einem gekündigten Landesmantel-Vertrag. Die Baumeister wollen noch mehr aus ihnen rauspressen; die die nicht einmal in der Verantwortung stehen, sie zu integrieren, ihnen keine Deutschkurse oder Weiterbildung finanzieren, wie zum Beispiel ich das als Unternehmerin mache. Die Baumeister wollen noch mehr und proklamieren den ach so harten Wettbewerb. Dabei sind immer mehr Baukonzerne börsenkotiert – dabei geht es nur darum, die Gewinne zu maximieren.

Ich stand da, neben diesen braven, ausgebeuteten Männern, die im Graben stehen für Fr. 4’000.- und realen Mehrwet für unsere Wirtschaft schaffen, ja diesen Mehrwert zum anfassen, sie bauen uns die Häuser in denen wir wohnen, die Strassen auf denen wir fahren und die Geschäftshäuser in denen wir Arbeiten und Einkaufen.

Dann dachte ich an all jene, mit denen ich geschäftlich zu tun habe, nicht die im Graben, sondern die vor dem Computer und in den Sitzungszimmern. Die die doppelt so viel verdienen und halb soviel leisten. Und ich dachte an den Mehrwert, den wir bringen – im Vergleich.

Und plötzlich liefen mir die Tränen über die Wangen. Und ich wusste wieder für wen und für was ich Politik mache. Ich will eine gerechtere Wirtschaft.

Forza Unia!