Es droht eine Altersarmut – ein Grund mehr für die Stärkung der AHV und 2xJa zur Rentenreform
20. September 2017Die Gegner der Rentenreform 2020 (über die wir am 24. Septemeber 2017 abstimmen) reden von einer Ausbauvorlage, die man sich nicht leisten könne. Das ist gelinde gesagt ein Witz. Die Reform erhält das Renteniveau und gibt einer drohenden Altersarmut Gegensteuer. Nicht nur sinkt der Umwandlungssatz im Überobligatorischen Bereich des BVG schon jetzt massiv. Auch die Verzinsung ist in den letzten Jahren gesunken mit grossen Auswirkungen. Das ist ein leicher Ausbau der AHV als Teilkompensaton mehr als gerechtfertigt
Ein Beitrag von Hans Kissling, Ökonome und ehemaliger Direktor des Statistischen Amts des Kantons Zürich
Renten: Es droht eine Altersarmut
In der gegenwärtigen Rentenreformdiskussion steht – neben dem Thema AHV – der Ausgleich der Renteneinbussen infolge der Senkung des Umwandlungssatzes im Vordergrund. Was dabei völlig vergessen geht: Viel dramatischer sind die künftigen Renteneinbussen infolge der niedrigeren Verzinsung des Pensionskassenguthabens.
Während Jahrzehnten betrug die Verzinsung der Pensionskassenguthaben um die 4%. Bei Einzahlungen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträgen von insgesamt 500’000 CHF während 40 Jahren, erhöht sich bei einer durchschnittlichen Verzinsung von 4% das Guthaben um rund 100%. Das Altersguthaben summiert sich somit vor der Pensionierung auf 1 Million CHF. Beträgt die durchschnittliche Verzinsung lediglich 1%, so vermehrt sich das Guthaben lediglich um rund 22%. Am Ende des Erwerbslebens resultiert dann nur noch ein Altersguthaben von 610’000 CHF. Das führt bei einem Umwandlungssatz von 6% zu einer jährlichen Rente von lediglich 36’600 CHF gegenüber 60’000 CHF bei der höheren Verzinsung. Die Monatsrente reduziert sich von 5’000 auf 3’050 CHF, also um 39%.
Es ist damit zu rechnen, dass der Zinssatz längerfristig auf sehr tiefem Niveau bleiben wird. Die hohe Verschuldung einiger Länder und die steigende Verschuldung Privater lassen eine Erhöhung kaum zu. Und mit den rapid wachsenden Vermögen der Reichsten steht immer mehr Kapital zur Verfügung, das nach Anlagen sucht. Es drohen deshalb infolge der niedrigen Verzinsung viel höhere Renteneinbussen, als durch die Senkung des Umwandlungssatzes. Als Ergebnis zeichnet sich mittel- und längerfristig eine Altersarmut ab. Angesichts dieser Entwicklung ist der Widerstand von rechter Seite gegen die Erhöhung der AHV um lediglich 70 Franken ziemlich grotesk.